26.07.2021

Ausgezeichnete Facharbeit

Marija Krajnovic erhält FgSKW - Pflegepreis für die besten Facharbeiten des Jahrgangs 2020

Die Fachgesellschaft für Stoma-Wunde-Kontinenz (FgSKW e.V.) bietet deutschlandweit die Ausbildung zum Stoma Experten (m/w/d) an. Jährlich absolvieren über 100 Teilnehmer den Lehrgang. Im Abschlussjahr 2020 war Marija Krajnovic eine von ihnen. Die 47-jährige Pflegekraft unser Hamm Klinik Nahetal in Bad Kreuznach teilt sich mittlerweile mit Regina Mecks die Aufgabe der Pflegeexperten Stoma-Kontinenz-Wunde.

Im Rahmen der Ausbildung am Diakonischen Institut für Soziale Berufe in Dornstadt verfasste Frau Krajnovic abschließend eine wissenschaftliche Facharbeit von über 40 Seiten zum Thema „Onkologische Rehabilitation des Stomaträgers mit Körperbildstörung“. Mit dieser bewarb sie sich für den FgSKW - Pflegepreis für die besten Facharbeiten des Jahrgangs 2020 – und gewann!

Ausschlaggebend war laut mehrerer Rückmeldungen wohl vor allem, dass Frau Krajnovic die Arbeit mit viel Herzblut geschrieben hätte. Als einzige Vertreterin der Rehabilitation fühlte sie sich und ihre Arbeit während des Kurses teilweise nicht ernst genommen. Daher wollte sie in ihrer Facharbeit herausstellen, wie wichtig Rehabilitation für Stoma PatientInnen sei und der Reha die Anerkennung verleihen, die ihr ihrer Meinung nach gebührt.

„Die Stomapatienten kommen zum Teil in desolatem Zustand in die Reha. Nach den 3-4 Wochen Aufenthalt sind einige kaum wiederzuerkennen, so merklich hat sich ihr Zustand verbessert“, erzählt sie uns. Einige würden ihr sogar zurückmelden, die Arbeit der StomatherapeutInnen während der Reha sei für sie lebensverändernd. Aus Sicht von Frau Krajnovic spielt das „Zeithaben“ der StomatherapeutInnen für die PatientInnnen während der Reha hier eine große Rolle. So bestünde die Möglichkeit, diese engmaschig bei der Linderung ihrer Beschwerden zu begleiten uns sie bei der der Widerherstellung ihrer Selbstständigkeit aktiv zu unterstützen, um damit ihre die Lebensqualität zu verbessern.

Die Auszeichnung Ihrer Arbeit ist die Krönung einer intensiven Lebens- und Lernphase. Die berufsbegleitende Ausbildung mit über 1.000 Stunden Workload verteilt auf zwei Jahre war zum Teil eine große Herausforderung für die 47-Jährige – nicht zuletzt, da sie selbst im Familienkreis erleben musste, wie emotional das Thema Stoma und Selbstwahrnehmung für Betroffene sein kann. Besonders stolz mache sie auch die Tatsache, dass Deutsch nicht ihre Muttersprache ist und sie sich trotzdem zwischen vielen anderen Facharbeiten behaupten konnte.

Für August ist nun eine Ehrung von Frau Krajnovic im Rahmen der Fachgesellschaft sowie eine damit verbundene Vorstellung ihrer Facharbeit in Kassel geplant.

Mit einer kleinen Leseprobe wollen wir auch Sie ermutigen, einen Blick in diese lesenswerte Arbeit zu werfen.
Die ganze Facharbeit können Sie ab sofort auf unserer Homepage nachlesen.

 

Leseprobe

„Eine onkologische Erkrankung als Diagnose ist die erste Hürde, mit der sich ein Stomapatient auseinandersetzen muss auf seinen langen und ungewissen Weg der Genesung. Der erste Schock, verbunden mit existenziellen Ängsten, erweckt verschiedene Emotionen bei den Betroffenen. Das präoperative Gespräch und die erste Beratung dienen dazu, dem Patienten eine umfassende Aufklärung über seine Situation und die Folgen der Operation zu geben. Der Patient erfährt dabei, dass sich sein Körper gravierend verändern wird und er infolgedessen die Kontrolle über seine Ausscheidungsfunktion verliert. Die Zeit, um das gesamte Ausmaß der Operation zu erkennen, ist viel zu kurz. Nach der Operation erfolgt dann die drastische Konfrontation mit der Realität: der Beutel klebt auf dem Bauch und der Abgang von Stuhl oder Urin wird sichtbar und unkontrollierbar. Innerhalb kürzester Zeit erwartet man, dass sich der Patient mit den Materialien vertraut macht und die Versorgung seiner Stomaanlage selbst übernimmt.

Mein erster Kontakt mit dem Patienten verrät mir einiges über ihn. Neben den formellen Angaben kommen in manchen Fällen sogar unterdrückte Emotionen an die Oberfläche, in Form von Wut, Aggression oder Trauer. 21 bis 28 Tage hat der Patient die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und sich mit seiner Situation auseinander zu setzen. […] Plötzlicher Verlust der Ausscheidungsfunktion, verbunden mit Schamgefühlen und Versagensängsten, in seinem gewohnten Lebensrhythmus nicht mehr zurechtzukommen, beginnen sich in dieser Ruhephase herauszukristallisieren. Ekel und Scham vor sich selbst können den Patienten daran hindern, sich mit der Selbstversorgung vertraut zu machen. Ihm fehlt der Bezug zu dem Stoma. […] Nach so einer gravierenden Veränderung des Körpers tauchen die ersten Fragen und Zweifel auf: „Wie soll es weitergehen?“, „Kann man mir das ansehen?“, „Wie wird mein Partner reagieren?“. Genau diese Fragen, die mich zu dem Thema brachten, stellte mir eine verzweifelte Patientin mit einer permanenten Ileostomaanlage. Durch meine Facharbeit befasse ich mich mit der Körperbildstörung nach einer Stomaanlage aus pflegerischer Sicht. Dabei möchte ich die unterstützenden Maßnahmen und Beratungsangebote aufzeigen, um diese und alle anderen Patienten auf ihrem Rehabilitationsweg bestmöglichst zu begleiten. Mein großes Anliegen dabei ist es, die Rolle und die Aufgaben einer Rehabilitationsklinik zu betonen, weil sie sehr oft unterschätzt wird.“

 

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